Geschundene Stadt

Geschundene Stadt

Zeichnungen: Carsten Uhlig, Text: Anna-Lena Wenzel

Zwischen 2010 bis 2013 porträtierte Carsten Uhlig für sein fortlaufendes Projekt „Ein Blick auf Hamburg und Umgebung – Das Hamburger Wohnzimmer“ verschiedenste Wohnorte in Hamburg. Darunter waren viele Blicke in private Innenräume, aber auch zahlreiche Zeichnungen von Menschen, deren „Wohnzimmer“ die Straße ist.

 

Für Carsten Uhlig sind es Porträts von Menschen, „die ihre Stadt prägen, in ihr wohnen oder auch in ihr hausen müssen“. Ihn beschäftigt nicht nur die Frage, wie Menschen wohnen, sondern auch was Wohnen in unserer Kultur bedeutet. Indem er Menschen zeichnet, die keine eigenen vier Wände mehr haben, sondern auf der Straße leben, stellt er das herkömmliche Bild des Wohnens in Frage und erweitert es um die Straße als Wohnort.

 

In unserer Auswahl haben wir uns auf die Szenen konzentriert, in denen die Menschen umherziehen und jeden Tag aufs Neue ihr Obdach suchen. Die meisten Zeichnungen sind auf das Wesentliche beschränkt. Die Ritz-Kohlezeichnungen haben etwas Holzschnittartiges und sind doch präzise in ihrem Vermögen eine Stimmung einzufangen. Die Situation auf der Straße wird nicht romantisiert, man sieht den meisten Menschen die Last an, die das tägliche Umherziehen mit dem ganzen Hab und Gut bedeutet. Carsten Uhlig benutzt ein Messer, um die Konturen in das Papier zu ritzen. Erst dann fügt er Farbe hinzu. So bekommen die Zeichnungen ihre ganz eigene Tiefe.

 

www.carsten-uhlig.com

 

Sa, 01/10/2015 - 16:40
Kurzbeiträge

Einwürfe

Vom Rande aus: Kamen Esra Canpalat geht dem "Am Rande sein" im doppelten Sinn nach - in der Peripherie der Ruhrgebiets und im Gefühl des Nicht-Dazugehörens.
50% Urban Anna-Lena Wenzel berichtet von einer einwöchigen Sommerschule zum Thema Transformation in Motion.
Zwischen Laternen und Flaggen Ein Essayfragment von Marco Oliveri über das fragile Konstrukt Nachbarschaft

Fundsachen

Gefährten* Eine Serie von Stoffbeuteln, hergestellt aus Stoffen aus der VEB Schirmfabrik Karl-Marx-Stadt, fotografiert von Lysann Nemeth.
Malheur Couleur Die Farbe Weiß weckt zuallererst Assozia
Sechser Inflationär verbreitet: gepinselte Sechsen auf temporärem Stadtmobiliar. 

Straßenszenen

Berliner Trümmerberge Eine Recherche zu den Berliner Trümmerbergen von Karoline Böttcher mit einem Text von Luise Meier. 
Kabinett Gallery Die Kabinett Gallery nutzt ausgediente Kaugummiautomaten als Ausstellungsflächen im öffentlichen Raum
Zu Gast im 24. Stock Algisa Peschel, Stadtplanerin und eine der Erstbewohnerinnen des DDR-Wohnkomplexes in der Berliner Leipziger Straße lädt zu sich nach Hause ein.

So klingt

die Platte Zwei Songtexte von WK13 und Joe Rilla bringen die Ost-Plattenbauten zum Klingen
der Görlitzer Park K.I.Z. rappt über den Görlitzer Park.
Pedestrian Masala Field-Recordings von Andi Otto aus Bangalore, Südindien.

So lebt

Sorge „Sorge“: meine Platte, meine Heimat,
(e) es sich in der Schule der Arbeit Ute Richter deckt mit ihrer künstlerischen Forschung ein vergesenes Kapitel der emanzipatorischen Erwachsenenbildung in Leipzig auf.
man nicht mehr im Prenzlauer Berg Das war einmal: der Prenzlauer Berg im Jahr 1991, erinnert von Jo Preußler